Die NATO


Die fünf europäischen Mitgliedstaaten des Brüsseler Pakts sind sich sehr schnell bewusst, dass sie sich unmöglich allein gegen einen eventuellen Angriff der UdSSR wehren können. Die Berlin-Blockade, die bis Mai 1949 dauert, zeigt, dass die starke westliche Solidarität verhindern kann, dass eine angespannte Lage sich in eine militärische Auseinandersetzung verwandelt, und nun drängen die Vereinigten Staaten auf die Unterzeichnung eines militärischen Bündnisses mit ihren europäischen Verbündeten. Auch wenn der auf seine verfassungsrechtlichen Rechte bedachte amerikanische Senat nur ein klassisches Bündnis billigt, sind die Amerikaner entschlossen, einen kommunistischen Angriff in Europa zu verhüten und zu erwidern.


Am 4. April 1949 unterzeichnen in Washington zwölf Außenminister den Nordatlantikvertrag (NATO), der die Westunion einschließt. Zu den fünf Staaten des Brüsseler Pakts kommen Kanada, die Vereinigten Staaten, Dänemark, Island, Italien, Norwegen und Portugal hinzu. Die Zündung der ersten sowjetischen Atombombe im September 1949 sowie der Ausbruch des Koreakriegs im Juni 1950 beschleunigen die Einrichtung der integrierten Militärstruktur der NATO. Gleichzeitig fordern die Vereinigten Staaten mit Nachdruck die Integration deutscher Militärkontingente. Nach dem Scheitern der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) wird die Bundesrepublik Deutschland (BRD) im Jahr 1955 offiziell in das Nordatlantische Bündnis aufgenommen. Griechenland und die Türkei treten der NATO ebenfalls 1952 bei. Im Jahr 1952 wird der amerikanische General Dwight Eisenhower, der Held des Zweiten Weltkriegs, erster Oberkommandant der alliierten Truppen in Europa. Im darauf folgenden Jahr wird das Hauptquartier der alliierten Mächte in Europa – das Supreme Headquarter of Allied Powers in Europa (SHAPE) – in der Nähe von Paris eingerichtet; 1967 wird es endgültig ins belgische Casteau in der Nähe von Mons verlegt.


Die Notwendigkeit eines amerikanisch-europäischen Bündnisses wird von den Kommunisten in der ganzen Welt bestritten. Die Verhandlungen über das Atlantische Bündnis werden zudem von Drohungen und kaum verschleierten Einschüchterungsversuchen des Kremls gegenüber den westlichen Mächten überschattet. Das Klima der Angst, das die Ratifizierung der Beitrittsverträge durch die Parlamente der westlichen Länder umgibt, trägt nur zur Beschleunigung des Prozesses bei. Das Atlantische Bündnis tritt am 23. August 1949 in Kraft und macht den Weg frei für die Verteidigung Westeuropas in einem atlantischen Rahmen.

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